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Neue Architektur

Hansaviertel

Neues Hansaviertel

Die Geschichte des neuen Hansaviertels im Berliner Bezirk Tiergarten ist eng verbunden mit der städtebaulichen Gesamtplanung Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Architekt Hans Scharoun erhielt 1946 vom Alliierten Kontrollrat den Auftrag, ein Konzept zur Neugestaltung Berlins zu entwickeln. Unter seiner Leitung entstand der sogenannte „Kollektivplan“, der eine völlige Neuaufteilung und Dezentralisierung der Stadt vorsah. Es sollte eine strikte Trennung der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Verkehr erfolgen. So radikal war dies natürlich nicht möglich. Der neue Grundgedanke, die Innenstadtgebiete wesentlich lockerer zu bebauen und der Stadt so weit wie möglich Grünflächen zu geben, blieb erhalten.

Das Hansaviertel in Westberlin war das einzige große innerstädtische unbebaute Gebiet, dessen Aufbau sich an den Vorstellungen der damaligen Moderne orientieren konnte. 1952 wurden 53 Architekten aus 13 Ländern zu einem Ideenwettbewerb eingeladen, allesamt Verfechter westlich-moderner Vorstellungen vom „Neuen Bauen“, darunter Alvar Aalto, Egon Eiermann, Walter Gropius, Arne Jacobsen, Oscar Niemeyer und Max Taut.

Nach ihren Entwürfen wurden schließlich 35 Objekte umgesetzt. Wohnhäuser mit insgesamt 1160 Wohneinheiten gruppieren sich in lockerer Mischung aus Hoch- und Flachbauten um das Zentrum, dem Hansaplatz mit Ladenpassage, römisch-katholischer St.-Ansgar-Kirche, Kino, heute das Grips-Theater, Bibliothek und Kindergarten sowie den beiden Eingängen zur 1961 eröffneten U-Bahn-Station Hansaplatz.

Optisch am auffälligsten sind die sechs sogenannten „Punkthäuser“. Auf quadratischem Grundriss geht es sechzehn, siebzehn Stockwerke in die Höhe. Dabei gibt es Unterschiede wie gegeneinander verschobener Halbetagen statt durchgehender Stockwerke oder unkonventionelle Durchbrüche in der Fassadengestaltung. Vor und zwischen den „Punkthäuser“ finden sich sogenannte „Zeilenbauten“. Ihr Grundriss hat die Form eines langgezogenen Rechtecks und sie haben vier bis zehn Geschosse.

Einige dieser Gebäude werden besonders oft zitiert, wenn vom Hansaviertel die Rede ist: so beispielsweise das achtstöckige Wohnhaus des Finnen Alvar Aalto, das siebenstöckige Gebäude des Brasilianers Oscar Niemeyer auf V-förmigen Stützen stehend und mit freistehendem Aufzugturm, und natürlich der leicht geschwungene, neunstöckige Zeilenbau von Walter Gropius, deren besonderes Merkmal die um 90° gedrehten Wohnungsblöcke an den Schmalseiten sind.

Die Randbebauung besteht aus ein- und zweigeschossigen Einfamilienhäuser, beispielsweise von dem Dänen Arne Jacobsen. Bei diesen Häusern ist klar die Tendenz erkennbar, die übliche Reihung, das beziehungslose Nebeneinander typischer Vorortsiedlungshäuser zu vermeiden.

Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass das Hansaviertel schon vor dem Zweiten Weltkrieg existierte. Viele denken, der Name entstand mit dem Neubau nach dem Krieg. Das alte Hansaviertel wurde bereits 1874 gegründet. Die Bebauung erfolgte durch die „Berlin-Hamburger Immobiliengesellschaft“, der überwiegend Hamburger Kaufleute angehörten. Bereits 1882 kam es zur Liquidation. Hamburger Teilhaber der Gesellschaft gründeten jedoch noch im selben Jahr die „Baugesellschaft Bellevue“, die das Projekt fortsetzte. Den Namen des Viertels vergaben die Berliner selbst, da alle Straßennamen wie Klopstock-, Lessing- und Altonaer Straße an die Hanse erinnern sollten und das Zentrum der Hansaplatz bildete, bürgerte sich schnell der Begriff Hansaviertel ein.

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